Aufgrund meiner Lebensgeschichte habe ich ein sehr gutes Beispiel, dass die Argumente aus diesem Artikel unterstreicht. Vor 15 Jahren hatte ich etwas mehr auf den Rippen, weil ich mich hab gehen lassen und meine Ernährung darunter gelitten hat. Vor 5 Jahren brachte ich aus bekannten Gründen (siehe hier) sogar beträchtlich mehr als vor 15 Jahren auf die Waage. Erstaunlicherweise war die Ausprägung der Orangenhaut im zweiten Fall weit weniger ausgeprägt als im ersten. Warum? Weil ich mich sehr nährstoffdicht und anti-entzündlich ernährt habe und ausreichend getrunken habe.
Insofern ist ein Argument das viele anbringen „die Cellulite stört mich aber nicht …“ nur die Halbe miete, denn sie ist oftmals Ausdruck davon, wie wir unseren Körper behandeln und wie wir ihn ernähren.
Viele denken außerdem, dass sie von „Außen“ retten können, was sie von „Innen“ beschädigt haben. Die meisten Dinge wie Koffein-Cremes und Co haben hier eine temporäre Wirkung und sind eher ein kurzfristiger „Fake“.
Von „Außen“ helfen die Maßnahmen am besten, die innere Prozesse anstoßen. Dazu werden wir später weiter untern bei den Empfehlungen kommen.
Wie kann ich Cellulite vorbeugen oder sogar rückbilden?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns erst grob anschauen wie die Haut aufgebaut ist und welche Bausteine regelmäßig – bei der Haut spätestens alle 200 Tage – ausgetauscht werden.
Die Haut, das Organ und ihr Aufbau
Die Haut ist ein Organ. Sie ist am arbeiten, immer.
Nicht nur mit Dingen, die wir merken, wie Berührungen wahrzunehmen, sondern auch mit Stoffwechselprozessen, der Wärmeregulation und der Immunantwort. Die Haut wiegt zwischen 10-14 kg!
Die oberste Hautschicht (Epidermis) ist nicht durchblutet, sondern wird von der unterliegenden Schicht (Dermis) über eine Mikrozirkulation versorgt.
Die gesamte Haut ist also mit dem Blutkreislauf verbunden und gegen viele Stoffe aus unserer Umwelt relativ schutzlos. Vor allem gegen schädliche Substanzen in Kosmetika, die ja oft sogar beabsichtigte Mechanismen haben die Schutzbarriere der Haut zu durchdringen.
Ein gesunder Darm hat eine höhere Schutzbarriere, als unsere Haut von daher könnte man provokativ sagen: „Schmier dir nichts auf die Haut, was du nicht auch essen würdest.“
Die Haut besteht also vereinfacht aus Epidermis (Oberhaut), Dermis (Lederhaut, Corium) und Subcutis (Unterhaut).
Vor allem die Dermis, das was „drüber“ ist und die Subcutis das was „drunter“ ist interessiert uns.
Beide sind mit Blutgefäßen durchzogen, werden also direkt versorgt. Die Dermis besteht aus festem Bindegewebe und die Subkutis aus lockererem Bindegewebe dazu zählt auch das ungeliebte Unterhaut-Fettgewebe.
Das Bindegewebe
Das Bindegewebe ist das zentrale Element beim Thema Cellulite. Es gibt verschiedene Typen – allen gemein ist, dass sie wenige Zellen (diese lassen wir heute außen vor) und viel Zwischenzellmasse (Extrazelluläre Matrix) haben. Bindegewebe ist unter anderem zur Abgrenzung, Stützte und als Wasserspeicher da.
Kollagen & Elastin
Das Bindegewebe hat ein Gerüst, das sich aus Kollagen Fasern für die Stabilität und elastische Fasern aus Fibrilin, die ein Ausdehnen ermöglichen, zusammensetzt.
Beim Kollagen werden die Zwischenräume durch Proteoglykane wie z. B. die bekannte Hyaluronsäure gefüllt. Bei den elastischen Fasern mit Elastin.
Kleiner Fakt, der die Wichtigkeit des Kollagens unterstreicht: Im menschlichen Körper liegt sein Anteil über 30 % an der Gesamtmasse aller Proteine! Das schöne ist: Kollagen ist für ein Protein sehr einfach aufgebaut.
22,5 % der Aminosäuren bestehen aus der einfachsten (nicht essenziellen) Aminosäure Glycin, weitere 13 % aus der Aminosäure Prolin und ihrem Derivat Hydroxyprolin, dazu kommt noch Lysin bzw. Hydroxylysin.
Elastin ist hauptsächlich aus den Aminosäuren Alanin, Glycin, Prolin, Valin, Lysin, Leucin und Isoleucin.
Wodurch entsteht nun Cellulite?
Cellulite entsteht bzw. wird sichtbar durch folgende mögliche Kombinationen:
Nicht intaktes oder schlechtes straffes Bindegewebe bildet keinen festen Verbund und das Fett der Unterhaut drückt dagegen. So entstehen an manchen Stellen Erhebungen, abwechselnd mit Vertiefungen.
Wenn man genetisch oder hormonell bedingt eine dünne Haut hat, wird diese mehr sichtbar.
Wenn man eine gut ausgeprägte Muskulatur hat, wirkt dies optisch glättend.
Schlechtes Bindegewebe entsteht durch:
- Probleme im Stoffwechsel/Austausch/Durchblutung/Lymphsystem
- physische Beanspruchung (Zu viel Ausdehnung und mechanische Belastung z.B. Joggen bei zu hohem Körpergewicht).
- Zu wenig Bausteine & Nährstoffe, um die Struktur aufrecht zu erhalten.
- schlechte allgemeine Zellgesundheit
Übermäßige Füllung des Unterhautfettgewebes kann entstehen:
- durch alle bekannten Gründe für Übergewicht
- durch Östrogen-Dominanz
- durch Belastung mit verschiedenen Toxinen (Schwermetalle etc.)
- durch Wassereinlagerungen
Dicke der Haut (genetische, aber auch hormonelle Einflüsse).
- Eine genetisch veranlagte, dickere Haut „bedeckt“ die Probleme eher.
- Ein niedriger Östrogenspiel (bspw. Wechseljahre) dünnt die Haut aus.
Warum bekommen Männer weniger Cellulite?
Männer haben ganz einfach eine andere Verteilung von Fett und Muskeln. Und ihr Bindegewebe ist von Natur aus starrer, da sie nicht so viel Dehnung aushalten muss wie eine potenziell schwangere Frau.
Und jetzt gehts ans Eingemachte:
Welche Prozesse müssen optimiert werden und wie tun wir dies?
# 1 Straffes Bindegewebe stärken durch Optimierung des Kollagenaufbaus
Für ein gutes Bindegewebe muss die Kollagenproduktion auf Hochtouren laufen:
- genügend Bausteine: Damit alle Bausteine da sind, die wir für das Collagen brauchen essen wir am bestem Nahrungsmittel, die Collagen enthalten: Knochenbrühe, Collagen-Pulver oder Gelatine.
Alle Veganer oder Vegetarier müssen hier auf Supplemente zurückgreifen, denn Collagen gibt es nicht in der Pflanzenwelt. Man sollte sich definitiv damit beschäftigen, welche Mengen von welcher Aminosäure benötigt wird; denn wenn man ein Auto bauen möchte und nachher nur eine Karosserie hat, bringen einem die 24 Räder nichts. Man kann trotzdem nur ein Auto bauen. - In Studien haben normalgewichtige Frauen am meisten von einer Kollagen-Supplemetierung profitiert.
- Vitamin C: ohne Vitamin C kann eine benötigte Aminosäure des Kollagens nicht umgewandelt werden (Polin > Hydroxyprolin). Außerdem wirkt es an Ort und stelle auch als Antioxidans.
Vitamin C-reiche Nahrungsmittel sind also gut. Dazu gehören Acerola, Kohlsorten, Paprika, Spinat, Fenchel und Zitrusfrüchte. - Ausreichend Omega3 fördern die Kollagenbildung laut Studien: Die typische Quelle von Omega3, der Fisch, sollte in Maßen genossen werden. Es gibt inzwischen sehr wenig Fische, die nicht schwermetall-belastet sind. Die kleineren Arten sind meist besser. Alternativ kann man zu Supplementen greifen: Krill-Öl oder die vegane Variante aus der Mikroalge Schizochytrium. Beides sollte auch hochwertig sein und ein Analyse-Zertifikat haben.
- Trocken Bürsten regt die Kollagenproduktion an und soll die Aktivität der Fettzellen laut Studien etwas dämpfen.
#2 Stoffaustausch optimieren!
Wie bei allen anderen Körperteilen findet in der Haut ein ständiger Auf- und Abbau statt. Wie bereits erwähnt, sind nicht alle Teile der Haut direkt durchblutet und somit versorgt. Dadurch wird eine Optimierung des Stoffaustauschs sehr wichtig:
- Ausreichend Wasser trinken. OHNE WASSER KEIN TRANSPORT!
- Lymphfluss anregen durch Massagen oder Trockenbürsten – hierdurch kommt es auch zu weniger Wassereinlagerungen, die Cellulite verstärken.
- Durchblutung erhöhen: z.B durch eine Ernährung mit Gemüse, das natürliches Nirat enthält und die Stickoxid-Produktion fördert (Sellerie, Kresse, rote Beete, Spinat), aber auch Wechselduschen sind hier ein gutes Mittel.
- Nicht zu lange sitzen und regelmäßig Bewegen
- nicht dauerhaft zu enge Kleidung tragen (außer beim Joggen, um das Bindegewebe zu schützen).
No´s
Sowohl Rauchen, als auch Alkohol verengt die Gefäße, bringt Giftstoffe und freie Radikale in den Körper.
Wie bei allem, die Dosis macht das Gift.
#3 Entgiftung optimieren
Eine übermäßige Belastung mit Toxinen kann den Körper dazu veranlassen mehr Fett zu speichern. Im Fett sind Toxine für den Körper „sicher“ gespeichert, daher möchte er es erhalten.
Was hilft bei der Entgiftung: Optimierung der Gesundheit von Darm, Leber und Niere, sowie regelmäßiges Schwitzen (Sport, Sauna)
#4 Östrogen optimieren
Östrogenen haben einen großen Einfluss auf die Beschaffenheit der Haut (Dicke und Wasseranteil) und die Verteilung unseres Körperfetts.
Sowohl ein Östrogemangel, als auch eine relative oder absolute Östrogendominanz sind hier kontraproduktiv.
Wie du dein Östrogen optimierst, kannst du in meinem letzten Artikel hier lesen.
#5 Zellgesundheit optimieren, systematische Inflammation reduzieren
Gesunde Zellen sind für alle Körperfunktionen wichtig. Zum einen strukturell als Bausteine und funktionell als Produzenten vieler Stoffe vom Eiweiß bis hin zu Hormonen.
Zudem wollen wir die allgemeine unterschwellige Entzündung und die Entzündungsneigung unseres Körpers minimieren.
- gesunde Zellmembranen brauchen intakte, gute Fette und Lecithine – beispielhafte Bausteine dafür sind Omega3 (aus Fisch) und Cholin (aus Eiern). Transfette aus frittiertem und gehärteten Fetten sind sehr schlecht für die Zellmembranen!
- Hochwertiges Protein als Baustoff
- Viel Gemüse mit Antioxidantien, Nährstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen
- wenig Allergene (offensichtliche und unterschwellige) und Antinährstoffe
- wenig Stress
- guter Schlaf
- frische Luft
- optimierte Bewegung
#6 Muskeln aufbauen
Mehr Muskeln ersetzten normalerweise Fett und helfen bei einem nicht optimalen Bindegewebe das ganze optisch zu verbessern. Muskulatur wirkt „glatter“ und die Schwachstellen im Bindegewebe sind weniger zu sehen.
Fazit*
Wie immer sind gesunde Ernährung, gute Hydrierung und ein guter Lifestyle die beste Basis, um oben genannte Faktoren zu optimieren. Dennoch kann es sehr hilfreich sein ggf. Collagen, Vitamin C und Omega3 zu supplementieren und begleitend den Stoffaustausch physikalisch durch Massagen, Wechselduschen und Trockenbürsten zu fördern.
* dies ist kein medizinischer Rat. Eine Supplemetierung sollte immer mit dem Hausarzt besprochen werden
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Cellulite: a cosmetic or systemic issue? Contemporary views on the etiopathogenesis of cellulite
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