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Warum die Berechnung des Grundumsatzes so schwierig ist und Kalorienrechner sch… sind

Ein gesundes Gewicht halten, Langlebigkeit, Abnehmen oder Muskulatur aufbauen – ganz egal welches Ziel wir verfolgen – ein Thema ist dabei sehr wichtig: die Kalorienaufnahme und der Kalorienverbrauch.

Zusammenfassung:

  • Kalorientools bestimmen die rein theoretische Stoffwechselrate in Ruhe – mittels durchschnittlicher Werte und addieren den Verbrauch durch das theoretische Aktivitätslevel.
  • Signifikante Einflüsse wie Muskelmasse und Schilddrüsenaktivität wird NICHT mit einberechnet
  • Eigene Aktivität wird falsch eingeschätzt
  • Folglich: Extreme Ungenauigkeiten
  • Genauer durch eigene „Messungen“ und Beobachtung

Wenn man sich auf Social Media und Blogs bewegt, die sich mit dem Thema Sport, Ernährung und Abnehmen beschäftigen, wird oftmals das Kaloriendefizit als heiliger Gral des Abnehmens und der Kalorienüberschuss als Krone des Muskelaufbaus angepriesen. So weit ist dagegen nichts einzuwenden – wenn wir mehr Kalorien verbrauchen als wir zu uns nehmen, werden wir in irgendeiner Form abnehmen. Wenn wir mehr Kalorien essen als wir verbrauchen, werden wir bei ausreichender Stimulation Muskelmasse zunehmen.
Dennoch wird dem Leser im gleichen Zug suggeriert, dass der Kalorienverbrauch sehr „stabil“, eindeutig und sehr einfach zu bestimmen ist und somit alle, die es nicht auf die Reihe bekommen, mehr essen als sie zugeben oder einfach zu faul sind.

MITNICHTEN! der Kalorienverbrauch ist eine extrem individuelle Sache und die „Berechnung“ alles andere als leicht!
Denn es gehört mehr dazu, als eine theoretische Berechnung des Verbrauchs mittels eines schicken Internet-Tools, das einem auf Basis von Größe, Gewicht und Aktivitätsgrads eine hochpräzise 😉 Kalorienzahl nennt.

Natürlich kann diese Zahl eines solchen Rechners einen Hinweis geben.
Schaut man aber in die Realität, funktioniert dieses System für wenige – so liest man in zahlreichen Kommentaren „Ich hab mich genau an die Angaben gehalten … es funktioniert aber nicht … “

Warum dies so ist, wollen wir sehr gerne in diesem Artikel erläutern.

Die Probleme der „Kalorien-Verbrauchs-Tools“ …

Kalorientools bestimmen die rein theoretische Stoffwechselrate in Ruhe mittels des durchschnittlichen Verbrauchs einer Person der Größe x und des Gewichts y und addieren dann den Verbrauch mit dem theoretischen Aktivitätslevel.

Fehlende Aspekte und Ungenauigkeiten bei der Berechnung des Grundumsatzes – 50-80% unseres täglichen Verbrauchs

  • Muskelmasse: Umso mehr Muskelmasse wir haben, desto mehr Energie benötigen wir, diese zu unterhalten – auch wenn wir nicht aktiv in Bewegung sind. Wenn wir weniger Muskelmasse als der Durchschnitt haben, ist unser Verbrauch auch unterdurchschnittlich.

  • Stress: Bei einer kurzzeitigen Stress-Reaktion erhöht sich unser Grundumsatz. Der evolutionäre Hintergrund ist die gewünschte erhöhte Leistungsfähigkeit bei Gefahr. Dazu wird im Körper ganz ohne Nahrungsaufnahme Glukose gebildet und der Blutzuckerspiegel erhöht. Dies ist kurzfristig kein Problem, aber langfristig – denn damit einher gehen alle unerwünschten Nebeneffekte, wie sie z.B. auch bei einer kohlenhydratreichen Ernährung und erhöhtem Blutzuckerspiegel auftauchen … Heißhunger, Insulinresistenz und leichtere Fetteinlagerung etc.

  • Kalorienaufnahme: Unser Körper ist schlau: ist er in einem Energiemangelzustand, beispielsweise durch ein starkes Kaloriendefizit, wird er automatische Bewegungen optimieren und unterbinden um möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Dies können z.B. verminderte Gestik und Mimik sein, aber auch Kleinigkeiten, dass z.B. der Ellenbogen beim Einschenken eines Glases aufgestützt, statt frei gehalten wird.

  • Schilddrüsenaktivität und -gesundheit: Dieser Faktor ist so wichtig, dass ich ihm am liebsten einen ganzen Artikel widmen würde 😉 – denn die Schilddrüse ist die absolute Schaltzentrale des Energiehaushaltes unseres Körpers. Bekommt die Schilddrüse die falschen Signale oder funktionieren die hormonellen Regelkreise nicht einwandfrei, können wir uns auf den Kopf stellen und uns noch so viel Bewegen … SIE bestimmt, wie viel Energie wir letztendlich zur Verfügung haben, verbrauchen und benutzten können!

Einflüsse auf die Aktivität der Schilddrüse:

    • Umgebungstemperatur und Jahreszeit: Im Optimalfall ist die Schilddrüse aktiver, wenn es draußen kalt ist oder wir uns in kühleren Räumen aufhalten – denn wir brauchen mehr Energie unsere Körpertemperatur aufrecht zu erhalten
    • Kalorienaufnahme: Da unser Körper intelligent ist, wird er, wenn er wenig Kalorien erhält, die Energiebereitstellung einschränken. Dies regelt er über die Aktivität der Schilddrüse.
    • Gesundheit der Schilddrüse: Nur eine gesunde Schilddrüse kann so funktionieren wie sie soll. Bestehen beginnende oder manifestierte Probleme wie die Autoimmunkrankheit Hashimoto oder ein Mikronährstoffmangel, (bsp. Jod) führt dies zur Beeinträchtigung.
    • Stress: Kaum ein Organ ist so empfindlich gegenüber Stress, wie die Schilddrüse. Sie produziert bei Stress meist weniger Hormone, konvertiert weniger Hormone in die aktive Form (T3) und auch die Effektivität der Hormone an den Zellenrezeptoren wird gedrosselt.
    • Allgemeiner Gesundheitszustand: Bei vielen chronischen Krankheiten funktionieren die „normalen“ Abläufe im Körper nicht wie gewohnt. In vielen Fällen wird der Körper hier zum Schutz eher Energie konservieren, als zu verbrauchen. Der Energieverbrauch sinkt.

Fehlende Aspekte und Ungenauigkeiten bei der Berechnung des Aktivitätsumsatzes – ca. 20% des täglichen Verbrauchs

  • Fehlende Genauigkeit: Es liegt auf der Hand, dass eine Skala von meist 4 Stufen (inaktiv, moderat, aktiv, sehr aktiv) kein akkurates Bild des Verbrauches liefern kann.

  • Falsche Einschätzung: Es ist gar nicht so leicht einzuschätzen, wie aktiv man denn wirklich ist – viele definieren sich als sehr aktiv wenn sie 3-4 Mal ins in der Woche zum Sport gehen. Dabei werden die anderen 3-4 Tag und die evtl. fehlende Bewegung im Alltag außer Acht gelassen.
Sehr viel Bewegung im Alltag ist oft wertvoller als eine halbherzige Sporteinheit.

  • Muskelmasse: Auch beim Aktivitätsumsatz lässt das Tool die Muskelmasse außer Acht. Jemand mit einer hohen Muskelmasse wird bei moderaten Aktivität sehr wahrscheinlich mehr verbrennen, als jemand bei sehr hoher Aktivität und signifikant weniger Muskelmasse.

… und nicht zuletzt

Thermic Effect of Food: Je nachdem aus welchen Makronährstoffen unsere Ernährung zusammengesetzt ist, verbrennen wir mehr oder weniger Kalorien bei der Verdauung. Für die Verarbeitung von Eiweiß muss der Körper mehr Energie aufbringen, als beispielsweise für Kohlenhydrate.

Fazit

Tools sind dazu gedacht, Menschen Hilfestellungen zu geben. Wir sind der Meinung, dass „Kalorienverbrauchs-Tools“ zu mehr Frust und Verwirrung als Erleichterung führen, da sie für die wenigsten Menschen wirklich funktionieren. „Kalorienverbrauch“ ist ein hoch individuelles Thema, welches von unzähligen Faktoren bestimmt wird.

Tip

Wir verfolgen generell gerne einen intuitiven Ansatz beim Thema Essen und Kalorienaufnahme. Dies ist bei vielen Menschen allerdings schwierig, da der Körper durch eine nicht optimale Ernährung und Gesundheit oft falsche Signale gibt.

Was ist also die Alternative wenn ich meinen Verbrauch wissen möchte?
Wir empfehlen über 2-3 Wochen zu versuchen, die Ernährung und die Aktivität konstant zu halten – wie eine „normale“ Woche aussehen würde – und dabei die Essens-Kalorien zu tracken. Die Waage (mehrere Messungen pro Woche) kann hier trotz vieler Kritikpunkte eine gute Hilfe sein, denn wenn es

  • keine Gewichtsveränderung gibt waren Verbrauch und Aufnahme gleich
  • das Gewicht steigt, war die Aufnahme größer als der Verbrauch – ob das zugenommene Gewicht Muskeln oder Fett sind, steht auf einem anderen Blatt
  • sinkt das Gewicht, war der Verbrauch größer als die Aufnahme – ob das abgenommen Gewicht Muskeln oder Fett sind, steht auf einem anderen Blatt

So kommt man recht genau an seinen aktuellen Verbrauch heran … gutes Gelingen.

AMERICAN JOURNAL OF HUMAN BIOLOGY
Climatic Influences on Basal Metabolic Rates Among Circumpolar Populations
WILLIAM R. LEONARD,1 MARK V. SORENSEN, VICTORIA A. GALLOWAY, GARY J. SPENCER,M.J. MOSHER, LUDMILLA OSIPOVA,ANDVICTOR A. S
Department of Anthropology, Northwestern University, Evanston, Ill*

Current Opinion in Behavioral Sciences
Volume 9, June 2016, Pages 71-77
Impact of stress on metabolism and energy balance
CristinaRabasa, Suzanne LDickson

5 Ways That Stress Causes Hypothyroid Symptoms
by Chris Kresser, M.S.
February 18, 2019
[https://chriskresser.com/5-ways-that-stress-causes-hypothyroid-symptoms/]

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